John Georg Helmuth Thiele (geboren 1864) wurde am 27. März 1864 im Michaeliskirchspiel in Hamburg als Sohn von Louis Theodor Jakob Thiele, der sich selbst als „Fabrikant“ bezeichnete, geboren. In den Kirchenbüchern ist seine Taufe am 30. Mai desselben Jahres protokolliert, als Wohnort der Familie wurde die Straße „Kamp“ angegeben. Weitere Angaben zur Familie und seinen Lebensumständen sind bedauerlicherweise nicht überliefert. Im Alter von 16 Jahren beantragte der junge Thiele erstmals einen Reisepass, weshalb zu vermuten steht, dass er in jungen Jahren viel in der Welt herumgekommen ist. Die ersten Fotoaufnahmen, die von ihm heute noch in den Archiven überliefert sind, sind Motive der großen Hamburger Gewerbe- und Industrieausstellung aus dem Jahr 1889. Die Verbreiterung des Jungfernstiegs, die zwischen 1880 und 1899 ausgeführt wurde, dokumentierte er ebenfalls mit einer umfangreichen Bildserie. 1911 bekam er den Auftrag, das neue Oberlandesgericht von innen wie außen zu fotografieren. Überliefert sind von John Thiele auch Aufnahmen von anderen Gebäuden wie dem Museum für Hamburgische Geschichte und dem Eppendorfer Krankenhaus. 1914 bekam er das gerade bei der Werft von Blohm und Voss vom Stapel gelaufene Schlachtschiff „Bismarck“ vor die Linse – und genauso wie sein Kollege Otto Reich machte er Aufnahmen von Sammelaktionen während des Ersten Weltkrieges. Den Besuch der Großherzogin Elisabeth hielt er genauso wie die Stippvisiten anderer gekrönter Häupter aus aller Welt fest. Da seine Aufnahmen offenkundig auch dem deutschen Kaiser gefielen, durfte er alsbald stolz die Bezeichnung „Hoffotograph“ verwenden, die er dann auch in seine Bilder einstanzen ließ. Bei der Dokumentation des Rathauses und des Ratssilberschatzes in den 1920er Jahren arbeitete er auch mit dem Atelier Schaul zusammen. John Thiele betrieb bis 1926 ein gutgehendes Fotogeschäft in der Bismarckstraße 38.